Am Wochenende las ich in der Tageszeitung "Kurier" das Interview mit Andreas Kaufmann (Aufsichtsratsvorsitzender Leica AG), das mit folgenden beiden Sätzen endete: "Wir leben in einer Bilderflut. Alle schießen, keiner schaut." Diese Sätze haben mich wiederum bestärkt, dass gerade die "einfache" Fotografie hier entgegenhalten kann und der kreative Prozess: "Fotos zu machen" .
166 Millionen Nutzer auf Snapchat, 3,5 Milliarden likes auf Instragram täglich - wir leben in einer Bilderflut, wo das einzelne Foto viel braucht, um sich von der Masse abzuheben und länger als eine Sekunde betrachtet wird. Millionen Fotos werden also täglich "geschossen", aber wer schaut sie langfristig an ?
Betrachtet man die Synonyme zu "einfach" kommen "anspruchslos", "gewöhnlich", "bedürfnislos", "langweilig"..., aber auch "schlicht", "bodenständig", "ursprünglich" und viele mehr. Für mich bedeutet ein "einfaches" Foto, dass es "gemacht" worden ist. Es ist dem ein kreativer Prozess vorangegangen, Zeit investiert und Überflüssiges ausgespart worden. Das Motiv steht für sich alleine und lässt die Augen der Betrachter ein wenig länger verweilen.
Die Motivsuche nach "ruhigen" Motiven ist ein spannender Prozess. Zunächst lässt es einen "herunter-kommen". Für mich ist das eine Entschleunigung und verschafft mir eine innere Ruhe. Wenn ich diese innere Ruhe bei einer Fototour nicht finde, finde ich auch meist nur wenig bis keine Motive. Es heißt die Augen offen zu halten, wachsam zu sein und auf Dinge zu achten, die einem nicht immer sofort ins Auge springen. Man lässt sich auf die Umgebung, in der man sich gerade befindet, voll und ganz ein. Ein mögliches Motiv von bzw. aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten - die Konzentration darauf - hat für mich fast etwas Meditatives. Das Foto wird "gemacht" und nicht "geschossen".
Bilder, die nach dem minimalistischen Prinzip entstanden sind, sind nicht immer "eyecatcher" auf den ersten Blick. Aber subjektiv betrachtet, haben viele "Mehr im Weniger Fotos" mehr Spannung, bieten beim Anschauen Entspannung und werden uns dadurch meines Erachtens länger begleiten und Freude bereiten.
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Winterlicht (Mittwoch, 11 April 2018 11:45)
Hallo Bernd,
Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe mich auch schon mit diesem Thema auf meinem Blog beschäftigt. Ich stöbere noch ein wenig neugierig auf Deiner sehens- und lesenswerten Homepage rum.
Gruß,
Annett