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Nie ist zu wenig, was genügt

"Nie ist zu wenig, was genügt". Dieses Zitat von Seneca ist mir in den letzten Tagen wieder einmal in den Sinn gekommen und ich denke, es passt gut zum heutigen Aschermittwoch. Das närrische Treiben - so man es mitgemacht hat (der Autor dieser Zeilen, zählt nicht dazu...) ist vorbei. Viele Menschen haben sich  in den nächsten Wochen vorgenommen, sich mit gewissen Dingen in Verzicht zu üben.  Doch - was "genügt"...?  

So wie der Wert des Glückes nicht von seiner Menge, sondern vom Maß, nach dem es gemessen wird, abhängt (diesen Satz hat der Autor Thomas Sautner in seinem Artikel --> "Wo wohnt denn das Glück ?" einmal in der Zeitung "Der Standard" vor einigen Jahren geschrieben), ist die Genügsamkeit bekanntlichermaßen sehr individuell.  Der Fotograf --> "Thilo" lebt das ganze Jahr über in seinem PKW (nicht einmal in einem Wohnmobil!) und schläft in einem Zelt auf dem Autodach (link zu seiner Homepage --> vogeladventure.com ). "Man fühlt, dass man lebt", meint er , wenn er bei eisigen Temperaturen in seine Schlafstätte klettert. Ich nehme an, dass dieses "Lebensgespür", aber nur wenige von uns brauchen, weil zu einer solchen Reduktion im eigenen Leben, auch nur wenige Menschen bereit sein werden und bereit sein wollen. Aber, um den eingangs angeführten Satz von Seneca nochmals zu zitieren: "Nie ist zu wenig, was genügt", machen solche Menschen, genauso wie Seneca vielen von uns bewußt, dass oft wirklich "wenig" erforderlich ist, um Glück oder Zufriedenheit zu empfinden. Meistens sind es wirklich  Kleinigkeiten, die uns im Leben begegnen, die in uns Glücksgefühle auslösen. So sind viele nun gerade die nächsten Wochen sehr gefordert, ihren Verzicht, den sie sich vorgenommen haben, nachhaltig und konsequent umzusetzen.  Die Freude und die Zufriedenheit darüber, es dann geschafft zu haben, ist eine hohe Motivation. 

 

Was hat "Verzicht" nun mit der Fotografie zu tun ? "Die Kunst des Weglassens", "minimal art" in der Fotografie hat mich in den letzten Jahren sehr angesprochen.  Das Motiv in den Mittelpunkt zu stellen, "Überflüssiges" nicht mit Photoshop  wegzuretuschieren, sondern gleich bei der Aufnahme darauf zu achten, es gar nicht auf das Bild zu bannen, ist eines meiner fotografischen Ziele. Ich habe für diesen Beitrag bewußt das winterliche Foto des Baumes mit seinen Mistelzweigen ausgesucht, das ich vor rd. drei Wochen in der SüdOststeiermark aufgenommen habe. 

 

Ich fuhr eine kleine Landstraße entlang, da sah ich zu meiner linken Seite diesen Baum. In der Nähe ein Gehöft,  auf der anderen Seite Telegrafendrähte, im Hintergrund ein Stück Wald. Ich fuhr schon vorbei, da begegnete mir dieser Baum nochmals in meinem Rückspiegel und hat damit veranlasst, doch stehenzubleiben. Ich stapfte durch die Wiese, die den Baum von der Straße trennte, diese mündete dann in einen Acker, wo ich knöcheltief durch die dünne Schneedecke in der Erde einsank. Mein Schuhwerk, meine Jeans waren von Erdklumpen umgeben.  Das hatte ich notwendig, dachte ich mir natürlich, aber nachdem ich schon mal im Acker unterwegs war, machte ich meine 360 Grad Wanderung um diesen Baum, um zu schauen, ob ich ihn losgelöst von allem anderen, fotografieren könnte. D.h. ohne störende Elemente, keine Baumgruppe im Hintergrund, keine Straße oder keine Stromleitung sollte mit aufs Bild. Ich wollte schon aufgeben, bis ich genau einen kleinen Winkel fand, wo ich diesen Baum in der Hocke ablichten konnte. So entstand dieses Bild, so wie ich es wollte und freute mich daran. 

 

"Nie ist zu wenig, was genügt". Minimalistische  Fotografie braucht wenig;  es umzusetzen,  ist aber oft eine Herausforderung.  Wenn es gelingt, hat man im "Wenigen", aber "viel" gefunden, das - zumindest mir geht es so - Zufriedenheit und Freude mit dem Ergebnis mit sich bringt. 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    HF (Mittwoch, 14 Februar 2018 16:51)

    Gedankenanregender Text, sowohl allgemein, als auch die Fotografie betreffend.

  • #2

    Stefan Senf (Mittwoch, 14 Februar 2018 19:30)

    Schönes Bild, das mich auf Deinen Blog gelockt hat. Danke für den Link zur Geschichte von Thilo Vogel. Seine Geschichte klingt spannend. Mal sehen, wann er seine Webseite füllt. Und Danke für deine anregenden Gedanken zum Minimalismus.

  • #3

    Bildausschnitte (Mittwoch, 14 Februar 2018 21:23)

    Danke für Eure motivierenden Kommentare! Ergänzend noch der Link zum youtube Video, das Thilo Vogel vorstellt: https://www.youtube.com/watch?v=7BvM7BUmbI8