Noch knapp zwei Wochen werden die Tage kürzer und die Nächte noch ein Stück weit länger. Auch noch länger werden in den nächsten zwei Wochen die Staus auf den Straßen, in den Fußgängerzonen, in den Geschäften. Die akustischen Genüsse, denen wir überall, insbesondere im öffentlichen Raum, ausgesetzt sind, nehmen ebenfalls täglich zu. Kaum ein paar Meter, die man in den Städten geht oder in Geschäften verbringt, die einem nicht an wahren Hörerlebnissen an Weihnachtsmusik aller Art - entweder digital abgespielt - oder live von hochmotivierten Straßenmusikern dargeboten, Anteil haben lässt. Aber bald wird sie da sein, die stille Zeit... .
„Eigentlich“ ist die Adventzeit die Zeit des Ankommens, die stille Zeit vor Weihnachten. Der Trubel Kauffreudiger in den Städten, in den Warenhäusern und an den Weihnachtsmärkten, die sich Jahr für Jahr mit ihren Angeboten gegenseitig übertreffen, freut die Geschäftstreibenden. Das hat ja auch viel Positives, denn bekanntlichermaßen kommt eine florierende Wirtschaft uns allen indirekt zu Gute. Aber manchmal vielleicht doch – ein ganz klein wenig zwischendurch - stille Stunden genießen ?
Aber wann ? Unter der Woche wird fleißig gearbeitet. Kaum jemand, der im Dezember nicht ein hohes Pensum zu bewältigen hat. Sei es in der Schule, an den Universitäten, im Beruf. Auftraggeber, Dienstleister, Unternehmer üben sich in diesem Monat kaum in Geduld, weil ja vieles noch vor den Weihnachtsfeiertagen abgeschlossen werden muss, bevor das alte Jahr uns verlässt und das Neue ins Haus steht.
Bald ist Weihnachten, dann vielleicht in den wohlverdienten Urlaub fahren bzw entfliehen..., also alles vorher fertig machen, das ist die richtige Devise.
Auf den Punkt gebracht, unter der Woche ist nun keine Zeit für die stille Zeit. Die Abende sind ebenfalls vollgepackt mit Terminen. Jede Menge an Weihnachtsfeiern, die besucht werden müssen oder sei es nur noch schnell eine kurze Visite am Punschstand bevor die Adventhütterlfreie Zeit wieder beginnt (die übrigens von Jahr zu Jahr kürzer wird, sperren diese ja GottseiDank schon Mitte November auf...).
Feststellung getroffen, unter der Woche keine Chance, der Stille Raum zu geben. Samstag. Da kann man es ja einmal ruhig angehen. Kurz Geschenke noch einkaufen oder was man halt sonst noch alles braucht. Die Aufgabenliste ist lang. Dank der richtigen "todo list App" am Handy kann man nichts vergessen. Und auch die Vorbereitungen für den Winterurlaub sind zu treffen, kurze Besuche da und dort, weil für lange Visiten hat man ohnehin keine Zeit, aber man man möchte ja niemanden enttäuschen. Also täuscht man lieber mit Begeisterung, wird selbst natürlich auch getäuscht; jeder versucht noch möglichst viel und viele unterzubringen.
Samstag war nun auch keine gute Idee, sich einmal ein bißchen zurückzuziehen, keine Zeit dafür gefunden. Sonntag ? Unter der Woche ist viel liegengeblieben, keine Chance! Da bietet sich der freie Sonntag ideal für das alles an, was noch zu tun ist. Auf der todo list sind noch viele Häkchen zu machen... .
Bald ist Weihnachten! Zu den Feiertagen kann man ja nun wirklich einmal entspannen. Freie Tage! Auf das arbeiten wir nun hin. Hoffentlich können wir das dann auch genießen, denn so plötzlich eintretende Freiheit und unverplante Tage sind nicht für jedermann geeignet. Aber dann kann man ja immer noch schnell in den Urlaub fahren und fremdrelaxen. Nur, wenn diese Idee viele gleichzeitig verfolgen, hat man hier auch garantiert keine stillen Momente… . Vielleicht also doch einmal zwischendurch sich eine Auszeit nehmen ?
Vor ein paar Wochen habe ich in bezug auf das Ende des Sommers ein paar Sätze über --> "das was an Erinnerung bleibt" geschrieben. Was bleibt uns von diesem Advent wirklich in Erinnerung ?
Von Friedrich Nietsche las ich in diesen Tagen wieder einmal den wunderbaren Satz: "Die größten Ereignisse - das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden." Dem was sich in uns ereignet bzw. wenn sich einmal nichts um uns ereignet, diesem einmal Zeit und Raum zu geben, belohnt uns mit Entspannung, die in Kraft für unsere täglichen Anforderungen mündet.
Stille im hektischen Advent, ja es gibt sie. Man muss sie nur manchmal aktiv suchen. Das Finden lohnt sich!
P.S.: Spaziergänge in der Natur mit dem Fotoapparat bieten sich für Mußestunden immer an… . Die Fotos zu diesem Artikel habe ich vor einer Woche auf der Sommeralm aufgenommen. Die Sommeralm – bereits im Winterkleid – liegt rd. 50 km nördlich von Graz, gehört zum steirischen Naturpark --> Almenland, ein Zusammenschluß von Einzelalmen mit vielfältigen Naturjuwelen. Für mich hat diese Landschaft, insbesondere diese Sommeralm (ein Teilgebiet dieses Naturparks) einen besonderen Reiz, da sie auf rd. 1400 m Höhe sanfte Hügel, eine minimalistische Landschaft und wenig Trubel bietet.
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Ulrike (Samstag, 09 Dezember 2017 14:44)
DAS ist ein ganz wunderbarer blogpost - locker flockig zu lesen wie der erste Schnee u dennoch inhaltsschwer und vollgepackt mit wesentlichem! Seit Wochen will ich ähnliches schreiben. Nur WANN?? Hilfe, mir rennt langsam wirklich die Zeit davon... �
alles liebe in der leider nicht immer stillsten Zeit im Jahr Ulrike
Paul B. (Mittwoch, 27 November 2019 18:51)
Lieber Fotofreund,
nach längerer Zeit wieder X auf Ihren Beiträgen gelandet, möchte ich mein Gefallen an Ihrer Formensprache zum Ausdruck bringen. Sie "sagt" mir`was!
Auch die Auseinandersezung mit Motiven entspricht in vielen Beispielen meiner ähnlichen Vorgehensweise.
Ich werde wohl öfter vorbeischauen müssen.
Gruß aus dem Flachland,
Paul